20 Jahre EgroNet: Eine Erfolgsgeschichte mit Zukunft

15. Oktober 2020

Kann man im Vogtland, Franken, Böhmen, dem Westerzgebirge oder der Saale-Orla-Region übergreifend Bus und Bahn fahren mit nur einem Fahrschein? Ja! Es gibt solch ein Regionen-Ticket. Der Kooperationsverbund EgroNet vereint die vier Länder Sachsen, Bayern, Thüringen und Tschechien. 52.840 Nutzer haben im 20sten Jahr des Bestehens ein EgroNet-Ticket in einer der über 120 Agenturen gekauft. Das bedeutet in der Endabrechnung: „Wir haben im Abrechnungszeitraum 2019 insgesamt 76.333 Fahrgäste gezählt, von denen 80% allein oder zu zweit unterwegs waren.“, ließ Michael Barth wissen. Der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Vogtland führte zusammen mit dem EgroNet-Vorsitzenden Rolf Keil durch eine kurzweilige Geburtstagskonferenz, die gleichzeitig als 17. Mitgliederversammlung durchgeführt wurde. „Die geplante Festveranstaltung in Bad Elster mussten wir leider wegen der steigenden Coronainfektionen absagen. Stattdessen wollen wir uns auf das Wesentliche konzentrieren“, betonte der Vorsitzende und Landrat Rolf Keil.

Mit einstimmiger Zustimmung pendelte die Zusammenkunft teilweise digital im Internet über sämtliche Grenzen hinweg. Die beteiligten Verkehrsunternehmen und 15 Kooperationspartner haben erkannt, wie groß ihr Stellenwert ist, wenn man sich als EgroNet-Region verbindet. So können die Fahrgäste mit nur einem Fahrschein einen Tag lang in der Region Bus, Bahn, Straßenbahn und auch die Seilbahnen in Karlsbad benutzen. Dieser grenzübergreifende Reiseverkehr beeindruckte bereits zur Weltausstellung im Jahr 2000 in Hannover. Und auch wenn das Jahr 2019 mit einem Rückgang von 5.900 Fahrgästen nicht ganz dem starken Trend der Vorjahre folgen konnte: „Insgesamt gesehen ist die Entwicklung stabil“, stellte VVV-Geschäftsführer Michael Barth fest. Dazu muss man wissen, dass sich die EgroNet-Verantwortlichen seit dem Jahr 2016 jedes Jahr über mehr als 70.000 Fahrgäste freuen dürfen. Im Abrechnungszeitraum 2019 stiegen übrigens die Einnahmen auf deutscher Seite um 2.500 Euro, während im Nachbarland rund 400.000 tschechische Kronen weniger eingingen. Es wurde zugleich angekündigt, dass die 2017 mit den Kooperationspartnern vereinbarte stufenweise Preisanpassung zum 13. Dezember 2020 mit dem Fahrplanwechsel stattfindet. Der Ticketpreis steigt von jetzt 22 Euro für ein Tagesticket auf 24 Euro. Mit dem EgroNet-Ticket können bis zu fünf Personen reisen und drei Kinder zwischen 6 und einschließlich 14 Jahren können weiterhin unentgeltlich mitgenommen werden. Auch dieses 2015 eingeführte Gruppensystem hat sich bewährt, so die Bilanz. Natürlich machen sich alle Beteiligten angesichts der Coronapandemie große Sorgen. Denn die nächsten Bilanzen im internationalen und nationalen Bahnverkehr werden Fahrgastrückgänge ausweisen. Diese aber auch weiterhin zu gewinnen und zum grenzenlosen und autofreien Reisen zu informieren, dazu informierte Marketing-Chefin Kerstin Büttner.

Landrat Rolf Keil brachte es noch einmal überaus treffend auf den Punkt: „Wenn Menschen aus verschiedenen Regionen verschiedene Sprachen sprechen und sich dennoch gut verstehen, dann sind 20 Jahre eine große Leistung! Das EgroNet ist erwachsen und kräftig geworden. Ich finde, das ist ein Grund zur Freude und es gilt der Dank all jenen Visionären, die an solch ein großes Projekt geglaubt haben und es auf den Weg brachten.“

Rückblick: Am 28. Mai 2000 rollte der erste Zug über die Behelfsbrücke von Klingenthal nach Graslitz (Tschechien). Das EgroNet nahm als externes Projekt der EXPO 2000 in Hannover den Betrieb auf. Zuvor sind mit einer Reihe von Maßnahmen die Voraussetzungen dafür geschaffen worden. Zu nennen wären da unter anderem die Regionalisierung des Schienenverkehrs im Vogtland, der Bau des Betriebshofes der Vogtlandbahn in Neumark, das Dreischienen-Gleis in Zwickau, der Brückenneubau mit Lückenschluss Klingenthal/Graslitz und die Tourismus- & Verkehrszentrale Vogtland. Die vier Grenzgebiete der Euregio Egrensis von Sachsen, Böhmen, Thüringen und Bayern sind nun seit 20 Jahren durch das EgroNet einfach und kostengünstig miteinander verkoppelt. Beim EgroNet handelt es sich um ein regionenübergreifendes Nahverkehrssystem. Reisenden bietet dieses EgroNet inzwischen 464 regionale Buslinien, 187 Stadtbuslinien und Straßenbahnen sowie 42 Eisenbahnstrecken. Das EgroNet bedient 7.334 Haltestellen. Jeder Fahrgast kann im EgroNet-Gebiet zwischen Bahn, Bus und Straßenbahn beliebig umsteigen. Das EgroNet leistet jedoch noch mehr: Es verknüpft öffentlichen Nahverkehr und Tourismus und fördert so das Zusammenwachsen in der Euregio Egrensis, dem Vierländereck. Der Name weist weit zurück in die Vergangenheit, als die Region am Fluss Eger eng miteinander verwachsen war – als Kulturregion in der Mitte Europas.

Weitere Informationen und Fahrpläne erhalten Sie hier auf der Internetseite oder bei der Tourismus- und Verkehrszentrale Vogtland (TVZ), Servicetelefon 03744-19449.

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